Arnheider Kapelle - ein singuläres Zeugnis frühmittelalterlicher Sakralarchitektur nördlich der Alpen
Zu den Schwerpunkten der Arbeit des Breuberg-Bundes gehören die Erforschung und Erhaltung – mit Hilfe der zuständigen staatlichen Behörden – herausragender Kulturdenkmäler in der von ihm betreuten Region. Als wenn auch vorläufiges Ergebnis eines wissenschaftlichen Neuanfangs seit 2001 konnte von Prof. Dr. Matthias Untermann und seinem Team von der Universität Heidelberg im Rahmen eines ersten Arbeitsschrittes, der Bauanalyse, nachgewiesen werden, dass die Arnheider Kapelle nach und neben der Einhardsbasilika in Steinbach ein singuläres Zeugnis frühmittelalterlicher Sakralarchitektur darstellt.
Arnheider Hof, Kapelle von Südosten
Hier zu sehen, der Altarraum mit neuzeitlichen Fenstern
und Treppe zum Obergeschoss; Schiff mit moderner Tür
Fachleute sprechen bereits von einer (kleinen) wissenschaftlichen Sensation. Die weiteren notwendigen Arbeitsschritte – Bauaufnahme, Grabungen im Außen- wie im Innenbereich – sind mittlerweile im Gang oder in der Vorberei-tung. Erst wenn alle Ergebnisse dieser Untersu-chungen vorliegen, können weitere Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung der nördlich der Alpen einzigartigen Saalkirche – Gemeinderaum auf rechteckigem Grundriß, kurzes und schma-leres Altarhaus ohne Apsis, das durch einen Triumphbogen vom Saal getrennt ist – getroffen werden. Auch über Gründung und Funktion des noch in vorreformatorischer Zeit profanierten Sakralbaus, dessen Patrozinium nicht bekannt ist, werden sich dann wohl weitere Erkenntnisse einstellen.
Prof. Dr. Helmut Castritius
Die Ostwand des Altarraums
Im Durchbruch für das neuzeitliche Fenster ist das frühmittelalterliche Mauerwerk sichtbar. Die Kleinquader sind mit Lehm versetzt, die Fugen zum Innenraum hin dünn mit Kalkmörtel ausgefugt.
Literatur:
A. Röder, Zur Baugeschichte der Kapelle Arnheiden, Der Odenwald 10, 1963, 3-9;
W. Becher, Bericht über die Grabungen des Breuberg-Bundes im Bereich des Arnheider Hofes vom Juli-August 1956, Der Odenwald 10, 1963, 12-27;
M. Untermann, Die frühmittelalterliche Kapelle des Arnheider Hofs, Der Odenwald 51, 2004, 3 - 20 (vgl. auch FAZ vom 03.06.2004, S. 54)
Im Jahr 2015 wurde eine Dokumentation von fünf Schautafeln auf Grund der neuesten Forschungserkenntnisse an der Arnheider Kapelle angebracht, die Besuchern nähere Informationen geben sollen. Die ist nachfolgend zu lesen:
Ein "Arbeitskreis Flurdenkmäler" beschäftigte im Breuberg-Bund mit besonderen Fragen der Forschung, wobei die Kleindenkmäleruntersuchung und ihre Inventarisierung in der Zeit ihrer außerordentlichen Gefährdung aus den verschiedensten Gründen von großer Bedeutung ist und die Behörden bei ihren Sicherungsmaßnahmen unterstützt. Für einige Landkreise wurden vom Breuberg-Bund aus diesen Gründen schon vor Jahren komplette Flurdenkmälerinventare erarbeitet.
Die "Arbeitsgemeinschaft Atlas für den Odenwald" erstellt einen Atlas für alle Forschungszweige. In den vergangenen Jahren konnte eine Reihe von Karten bereits erarbeitet und der Zeitschrift "Der Odenwald" beigelegt werden.